Corona Impfstoff – Propaganda schlecht gemacht

Überzeugende Argumente für ihre Position?

Corona Impfstoff

Für jene, die sich an der Überschrift stören – hier ein Hinweis. Ich nutze den Begriff Propaganda, ohne damit sofort eine Wertung zu verknüpfen. Da gibt es für mich keinen Automatismus. Das Wort Propaganda ist schon weit vor den frühen 1920 Jahren gebräuchlich. Wer möchte denke sich, wenn er hier Propaganda liest, einfach den Begriff Public Relations. Ein Corona Impfstoff beschäftig derzeit viele Menschen auch in Deutschland. DER-BARNIMER ist weder Mediziner noch Forscher. Mich interessiert eher die Akzeptanz des neuen mRNA-Impfstoffes, als seine qualitative Beurteilung. Dafür gibt es Experten. Jeder Impfstoff braucht das Vertrauen derer, die sich ihm gegenüber sehen. Doch genau an dieser Stelle gibt es derzeit große Baustellen in Deutschland.

Meinung:  Der Artikel gibt die Meinung des Autors wieder. Eine eigene Bewertung bedeutet nicht automatisch, richtig zu liegen. Autor: Stev DrewsKeiner von uns kann es leisten sich dafür zu verbürgen, dass die Zukunft ihm Recht gibt. Doch wir können zur Demokratie beitragen bringen wir uns ein, nach bestem Wissen und Gewissen. (Stev Drews/DER-BARNIMER)

Am 17.12.2020 versuchen Kanzlerin Merkel, Gesundheitsminister Spahn, Forschungsministerin Karliczek, die Gründer Uğur Şahin und Özlem Türeci des Biotechnologieunternehmens BioNTech die Öffentlichkeit von einem neuen Corona Impfstoff auf der Basis der mRNA-Technologie zu überzeugen. Vorweg möchte ich sagen, dieses kann ihnen kaum gelungen sein. Warum? Ganz einfach. Die dafür eigens produzierte Videokonferenz hinterlässt mehr Fragen, als dass sie überzeugende Antworten liefert. DER-BARNIMER nutzt das auf Youtube eingestellte Video der ARD zur Betrachtung. Gehen wir chronologisch vor, um uns nicht zu verzetteln.

Kanzlerin Merkel startet mit Phrasen

Es tut mir leid, aber wohlwollender kann ich nicht titeln. Angela Merkel begrüßt die Teilnehmer der Videokonferenz im Stil eines Moderators. Ich empfinde es immer als sehr unglücklich, übernehmen Politiker diesen Job bei entsprechenden Videoformaten. An dieser Stelle möchte ich eine neutrale Person sehen. Da inzwischen wohl jeder weiß, wie Merkels Position zu einem Corona Impfstoff aussieht, ist die Moderatoren-Rolle kein Beitrag, zur Seriosität des Formats. Abgesehen davon, hat die Kanzlerin inhaltlich nicht viel beizusteuern. Sie ergeht sich in bekannten Phrasen, wie “an die Wissenschaft glauben”, sowie “Sterbende und zu Rettende Menschen”.

Corona Impfstoff
Kanzlerin Merkel / Screenshot Videokonferenz mit BioNTech ARD-Beitrag Youtube

Merkel ist Wissenschaftlerin, wirkt aber dennoch thematisch oberflächlich. Nicht, dass ich erwarte, dass sich die Kanzlerin in wirklichen Details auskennt. Allerdings der Eindruck, etwas mehr als “Otto Normalbürger” zu wissen, täte nicht schlecht. Mich beschleicht das Gefühl, ihr ist wohl nur die Moderatorenrolle geblieben, um an dieser Stelle stattzufinden. Daher wirkt die Videokonferenz zum Corona Impfstoff schon zu diesem frühen Zeitpunkt wie eine Unterhaltungs-Show, was dem Thema nicht angemessen ist. Propaganda schlecht gemacht, lautet mein Urteil nicht nur an dieser Stelle.

Minister Spahn – Glaubwürdigkeit sieht anders aus

Jens Spahn, unser Gesundheitsminister verhaut gleich zu Beginn seines Auftritts. Propaganda ist Öffentlichkeitsarbeit. Sie dient dazu, Menschen von der eigenen Position zu überzeugen. Dazu müssen jene die überzeugen wollen, wenigstens glaubwürdig erscheinen. Spahn lobhudelt Deutschland bzw. Made in Germany. Bitte – wann kam etwas derartiges in den letzen Jahren von der CDU. War es, als Merkel ihrem Parteifreund Hermann Gröhe öffentlich auf der Bühne ein deutsches Fähnchen entriss, um es dann eigenhändig aus dem Bild zu schaffen? Den Farben oder Symbolen einer Nationalfahne kommt auch die Aufgabe zu, sich gemeinsam darunter zu finden. Merkels damaliger Einsatz wirkt bis heute. Nun aber sollen wir wieder stolz sein, einig und geschlossen im Kampf gegen ein Virus.

Corona Impfstoff
Gesundheitsminister Jens Spahn / Screenshot Videokonferenz mit BioNTech ARD-Beitrag Youtube

Wenn Spahn jetzt im Zusammenhang mit dem Corona Impfstoff von Stolz redet, wirkt es eher befremdlich auf mich, als dass es den Minister glaubwürdig erscheinen lässt. Spahn will zuerst die über 80-Jährigen impfen lassen, Menschen in Alten und Pflegeheimen inklusive des Personals. Am 18.12.2020 will er eine entsprechende Impfordnung unterschreiben. Erst einmal steht aber immer noch die Zulassung aus. Bisher gibt es nur sogenannte “Notzulassungen”, auf deren Grundlage schon geimpft wird. Dann verkündet der Minister: “„Impfen ist der Weg aus dieser Krise, es ist ein Angebot das wir machen können als Staat und Gesellschaft“. Dieser Satz soll wohl vor allem die Freiwilligkeit der Impfung betonen. Darauf kommen wir später noch einmal zu sprechen. Viel mehr und neues ist von Spahn nicht zu hören.

Forschungsministerin Karliczek verteilt “Beruhigungspillen”

Deutschland benötige eine Impfbereitschaft von 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung stellt Karliczek fest. Die Ministerin behautet, dass es bei der Prüfung von Sicherheit und Wirksamkeit beim Corona Impfstoff keine Abstriche gegeben hätte. Dann leitet sie über und bereitet den Gründern Uğur Şahin und Özlem Türeci des Biotechnologieunternehmens BioNTech den Boden.

Karliczek versucht nun offenbar Impfstoff und Firma das Prädikat vertrauenswürdig zu verleihen. Sie beruft sich dabei auf eine Studie mit 40.000 Teilnehmern, von denen 20.000 den echten Impfstoff bekommen hätten. Sie fügt an, BioNTech verfüge über jahrelange Erfahrung mit der mRNA-Technologie. Wo diese Technologie bisher zugelassen worden wäre, mit welchen messbaren Ergebnissen, dazu sagt die Forschungsministerin nichts. Sie führt weiter an, dass BioNTech 2008 aus der Biotechnologieförderung als Start-up-Unternehmen gefördert worden sei. Warum der Corona Impfstoff deswegen unbedenklich wäre – das erschließt sich mir nicht.

Corona Impfstoff
Forschungsministerin Karliczek / Screenshot Videokonferenz mit BioNTech ARD-Beitrag Youtube

Auch, dass das Unternehmen zuvor jahrelang mit der Erforschung und Entwicklung von mRNA-Impfstoffen für Krebspatienten befasst gewesen sei, ist kein eindeutiges Qualitätsmerkmal. Die immer wieder von Kritikern angemerkte kurze Entwicklungszeit nennt die Ministerin ein “zeitoptimiertes Entwicklungsverfahren”. Um dies zu ermöglichen hätte es laut ihrer Aussage eine “Beschleunigungsförderung” gegeben. Auch hier interessieren mich konkrete Zahlen. Karliczek verteilt im Grunde “Beruhigungspillen” anstatt, dass sie überzeugende Argumente für den Corona Impfstoff liefert. Sicherlich ihre Worte sind bedacht gewählt und sie wirkt bestens gelaunt, aber dass war es eigentlich auch schon.

Zwischenfazit:

Propaganda, meinetwegen Public Relations hat ein konkretes Ziel. In diesem Fall Akzeptanz oder Vertrauen, für einen neuartigen mRNA-Impfstoff zu schaffen. Eine zugelassene Impfung für Menschen auf mRNA-Technologie-Basis gibt es bis dato nicht. Das allein sorgt für Skepsis bei vielen Leuten, was eine grundsätzlich vernünftige Einstellung ist, die ich teile. Und weder Angela Merkel, Jens Spahn, noch Anja Karliczek können mich in dieser Videokonferenz von der neuen Impfung überzeugen. Dazu fehlen einfach die stichhaltigen Argumente. Ich persönlich habe das Gefühl, hier will mich Politik einlullen – aber das nicht einmal sonderlich geschickt. Merkel fällt es Anfangs sogar schwer, mRNA auszusprechen und das kommt nicht gut. Auch das gegenseitige Lobhudeln, was sich weiter fortsetzen soll, wirkt seltsam aufgesetzt. Wirkungsvolle Öffentlichkeitsarbeit stelle ich mir anders vor. 

Uğur Şahin – große Zahlen die was aussagen?

BioNTech-Gründer Şahin versucht Glaubwürdigkeit durch große Zahlen herzustellen. Als Grund dafür, jetzt einen Corona Impfstoff auf mRNA-Basis präsentieren zu können, nennt der Mann Forschung über die letzten 30 Jahre. Nun existiert seine Firma aber erst seit 2008. Eine kurze Erklärung, wo Şahin vorher an der Thematik geforscht hat, um die genannten 30 Jahre zu belegen findet nicht statt. Der Unternehmer versucht es weiter mit der reinen Nennung von Zahlen. 20 Jahre dauert die Entwicklung eines Impfstoffes “immer” erklärt der Mann. Ich habe schon wieder Schwierigkeiten – mit der Gründung der Firma 2008. Wir haben 2020. Es fehlen also 8 Jahre, folgen wir Şahins eigenen Ausführungen, die ja BioNTech glaubwürdig machen sollen. Diese Zeit ist möglicherweise plausibel zu belegen, nur geschieht es nicht hier, wo es Sinn ergäbe.

In eigener Sache gibt sich der CEO bescheiden. Es entsteht, wenigstens bei mir der Eindruck, BioNTech sei ein muckeliges deutsches Unternehmen mit ein paar großen Partnern an seiner Seite. Fakt ist, dass BioNTech ein an der Nasdaq notiertes Biotechnologieunternehmen darstellt. Die Firma erzielte mit ihrem Börsengang insgesamt 150 Millionen Dollar Bruttoerlös. Erwartet hatte man Erlöse in Höhe von 250 Mio. Dollar. Wie die Diskrepanz von 100 Mio. Dollar wirtschaftlich zu bewerten ist, kann ich nicht beurteilen. Ich würde vermuten, es macht einen Unterschied.

Corona Impfstoff
BioNTech-Gründer und CEO Uğur Şahin / Screenshot Videokonferenz mit BioNTech ARD-Beitrag Youtube

Wieder wird die Studie mit 40.000 Freiwilligen angeführt. Den neuen mit Lipid Nanopartikeln formulierten, nukleosidmodifizierten SARS-CoV-2-Impfstoff bekamen 20.000 Personen. Auch diese Zahlen beeindrucken mich nicht, vor dem Hintergrund, dass CEO Şahin vorher davon spricht, dass BioNTech die Kooperation mit Pfizer eingegangen ist, weil Milliarden Dosen des Produkts  BNT162b2 hergestellt werden müssen. Ist dem so, was sind dann 20.000 echte Testpersonen? Diese Frage drängt sich mir auf. Am Ende seiner Ausführungen, formuliert der Unternehmer ein Auslieferungsdatum für den Corona Impfstoff noch in diesem Jahr, damit wir 2021 im Winter wieder ein Leben ohne Shutdown führen können. An dieser Stelle habe ich sofort wieder neue Fragen im Kopf. Damit wir uns nicht verzetteln, gehe ich hier und jetzt nicht darauf ein.

Özlem Türeci die Frau von Mann hätte besser nicht gesprochen

Eine kurze Recherche ergibt Özlem Türeci ist die Frau von Uğur Şahin. Das ist ja vollkommen in Ordnung. Ich bekomme ein ganz anderes Problem mit der Ärztin, die CMO, Chief Medical Officer, also so etwas wie der medizinische Vorstand bei BioNTech ist. Türeci nennt drei Vorraussetzungen unter denen die schnelle Entwicklung von BNT162b2 dem Corona Impfstoff steht.

Der erste von ihr benannte Punkt ist Schnelligkeit. Das macht durchaus Sinn. Beim zweiten Punkt, den die CMO benennt, schüttelt es mich dann gewaltig durch. Unter “Wirksamkeit” redet die Frau im benannten Video, welches ich am Ende verlinke, davon, “dass jeder geimpft wird”. Ich habe die Stelle wirklich mehrfach abgehört. Es bleibt dabei, sie sagt es. Auch der Zusammenhang lässt sich nicht wirklich falsch interpretieren. Türeci redet wirklich davon “dass jeder geimpft wird”.

Wie bitte. Hatte Spahn am Anfang nicht davon geredet, “… es ist ein Angebot das wir machen können als Staat und Gesellschaft“. Was für ein Angebot Herr Spahn und Frau Türeci? Nun doch ein “Verpflichtendes”? Ich bin ein wenig geschockt, denn ich nehme Türeci ernst. Hätte die Frau von Mann Şahin doch besser nicht gesprochen, denke ich mir.

BioNTech-Gründerin und CMO Özlem Türeci / Screenshot Videokonferenz mit BioNTech ARD-Beitrag Youtube

Punkt Nummer Drei bei den Vorraussetzungen ist nach Özlem Türeci die Verträglichkeit. Die Nebenwirkungen der Impfung, bei der wieder angeführten Studie, benennt die Ärztin als „milde bis moderat”. Ja was heißt moderat? Hier hätte ich gerne Erklärungen von anderen Medizinern. Denn es war noch nie wirklich überzeugend, wenn Eigentümer und Verkäufer eines umstrittenen Produktes dessen Unbedenklichkeit propagieren.

Den Rest kann man sich schenken

Ich weiß nicht, ob Angela Merkel die mögliche Wirkung von Türecis Aussagen zu diesem Zeitpunkt klar wird. Es wirkt eher wie ein Rettungsversuch, dass die Kanzlerin, in Ihrer zumal unglücklichen Moderatorenrolle, abschließend noch eine Frage stellt. Diese trägt Angela Merkel eher stockend vor.

„Wann haben sie dann gesagt, das ist hier unsere Mission, also wie kam das, denn oder und daran anschließend hatten sie schon mal als die ersten SARS-Viren auftraten, da hatte man ja auch schon mal vor Jahren versucht Impfstoffe zu entwickeln, hatten sie damals auch daran schon mal gedacht oder mich würde einfach interessieren, saß man dann eines morgens zusammen beim Kaffee und sagt das ist es, worauf wir uns jetzt stürzen oder wie lief das?“

Angela Merkel, / Videokonferenz mit BioNTech ARD-Beitrag Youtube

Wieder antwortet Özlem Türeci. Ihr Mann hätte die Voraussicht gehabt, nachdem er im Januar 2020 Studien aus Wuhan ausgewertet hatte. Man hätte darauf alle relevanten Personen überzeugt und habe mit der Entwicklung von BNT162b2 ab dem 24. Januar, also der Entwicklung des Corona Impfstoffs auf Basis der mRNA-Technologie, begonnen. So fasst DER-BARNIMER Türeci kurz zusammen. Ich schrieb ja bereits und bleibe dabei, hätte die Frau von Mann Şahin doch besser nicht gesprochen. Vor dem Hintergrund – des im Video oft genannten Austausches zwischen Politik und BioNTech – was hat eigentlich die Regierung noch im März verkündet, ging es um die Gefährlichkeit von COVID-19? Hätte man wirklich früh miteinander geredet, dann sind die von der Politik versuchten Beschschwichtigungen im März 2020 nicht nachvollziebar.

Fazit:

Ich persönlich habe nach der öffentlich gezeigten Videokonferenz zwischen Politik und BioNTech mehr Fragen, als dass ich befriedigende Antworten erhalten hätte. Mein Vertrauen in den neuen Impfstoff haben die Akteure nicht gewonnen. Meiner Ansicht nach – war das keine gute PR beziehungsweise Propaganda. Ich verstehe Kritiker. Wenn jemand wirklich überzeugende Argumente für seine Position hat, warum bringt er solche an so einer wichtigen Stelle nicht ein? Was meinen Sie liebe Leser?

Videokonferenz mit BioNTech ARD-Beitrag Youtube

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